Keine Familienzusammenführung in Senden: Neun Jobs auf der Kippe
Senden. Neun Arbeitsplätze stehen bei der Sendener Firma Fensterbau Münsterland auf der Kippe. Schuld sind daran nicht etwa fehlende Aufträge, im Gegenteil. Doch um diese abzuarbeiten, braucht es einen Betriebsleiter – der allerdings überlegt, nach vier Jahren in Deutschland in seine Heimat, das Kosovo, zurückzukehren.
Seit 2020 bemüht er sich vergeblich darum, seine Familie nach Senden zu holen. Der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann ließ sich jetzt den Fall schildern. „Der Ruf nach Fachkräften ist laut“, betonte er. Doch in der Praxis passiere viel zu wenig, vor allem dauerten Verfahren viel zu lange, stellte der CDU-Politiker fest.
Laufend sprechen Unternehmer aus dem Wahlkreis den Parlamentarier an, weil dringend benötigte ausländische Arbeitskräfte nicht ins Land dürfen. „Der Flaschenhals ist die Visavergabe in den Botschaften“, berichtete Henrichmann. „Die Außenministerin unter Frau Baerbock muss für mehr Tempo sorgen.“ Einen Visumsantrag stellen zu dürfen, ist buchstäblich ein Lotteriespiel: Die Botschaften in den Westbalkanländern verlosen ihre Termine. „Die Ampel erleichtert den Aufenthalt von Geduldeten, selbst wenn sie bei ihrem Asylantrag falsche Angaben gemacht haben“, erklärte der Abgeordnete. Dagegen würden den Ehrlichen und Fachkräften Steine in den Weg gelegt.
Arten Gjevukaj stieg direkt nach seiner Ankunft in Senden als Betriebsleiter bei Fensterbau Münsterland ein. Die notwendigen Zertifikate für die Metallbauarbeiten brachte er mit. Die beiden Geschäftsführer, sein Bruder Shkelzen Gjevukaj und Luan Kalushi, sind froh über die Verstärkung. Ohne ihn müssten die Fensterbau-Aktivitäten eingestellt werden, mit allen Folgen für neun Jobs.
Die älteste Tochter von Arten Gjevukaj absolviert eine Ausbildung in Deutschland. Seine Frau, drei weitere Töchter und ein Sohn leben noch im Kosovo. Die Botschaft in Pristina verweigert die Familienzusammenführung. Zunächst sah die Botschaft den Lebensunterhalt als nicht gesichert an. Zwar bestätigte das Ausländeramt Coesfeld, dass die Einkünfte ausreichen, doch unterdessen hatten zwei der Töchter das 16. Lebensjahr erreicht. Die Folge: Die Anforderungen an die Sprachkenntnisse wurden drastisch angehoben.
Der Betriebsleiter sieht keine realistische Perspektive mehr für ein Zusammenleben mit seiner Familie in Deutschland. Er plant deshalb die Rückkehr in seine Heimat. Henrichmann wünscht sich hier mehr Ermessensspielräume für die Behörden. „Und vor allem sollten Unternehmen mehr Mitsprache bekommen. Sie wissen am besten, wer dem Betrieb weiterhelfen kann.“