Lauterbach-Pläne gefährden heimische Apotheken
Kreis Coesfeld / Kreis Steinfurt / Berlin. Die Apotheker im Münsterland schlagen Alarm und sorgen sich um die flächendeckende Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.
Grund sind Pläne von Gesundheitsminister Lauterbach, den Abschlag zu erhöhen, den Apotheken pro abgegebener Arzneimittelpackung an die Krankenkassen zahlen müssen: von bisher 1,77 auf zwei Euro. „Für die Gesetzliche Krankenversicherung ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, doch die Auswirkungen vor Ort gerade auf dem Land sind gravierend“, warnt der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann.
Der CDU-Parlamentarier hatte sich in einer Videorunde mit Apothekerinnen und Apothekern aus seinem Wahlkreis zusammengeschaltet. Sorgen bereitet die Schieflage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). 17 Milliarden Euro beträgt deren Defizit. Das Honorar der Apotheken allerdings beläuft sich auf nur knapp zwei Prozent der Gesamtausgaben der GKV. „Zu den Kostentreibern zählen die Apotheken wirklich nicht“, erklärte Dr. Stephan Barrmeyer, Sprecher er Apotheker im Kreis Coesfeld. „Arbeitsverweigerung“ warf deshalb Tino Sorge, der zugeschaltete gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, dem Bundesgesundheitsminister vor. Der lege kein Konzept vor, die Kostensituation der Krankenkassen strukturell zu verbessern.
Bei den Apothekern, die in der Corona-Zeit viele Sonderschichten gefahren haben, ist die Enttäuschung groß. „Es werden mittelständische Betriebe vernichtet, weil Kollegen sagen: Es hat keinen Zweck mehr“, stellte Dr. Barrmeyer fest. Denn auch die Kosten für Personal und Energie seien stark gestiegen. Täglich schließen bundesweit 1,5 Betriebe, in wenigen Jahren sei deren Zahl von rund 22.000 auf 18.000 zurückgegangen. „Damit gehen wichtige Anker vor Ort verloren“, befürchtete Henrichmann. Sorge sicherte die Unterstützung von CDU und CSU zu, die Union habe bereits mehrere Änderungsanträge eingebracht. Er empfahl den Apothekern aber auch, weiter Druck auf die Ampel auszuüben. Denn „es rumort auch in den Regierungsfraktionen“.
Diskutiert wurde über weitere Möglichkeiten, Apotheken zu entlasten. Henrichmann und Sorge unterstützen die Forderung, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu senken. Auch der Datenschutz war ein Thema und wurde als ein Grund dafür ausgemacht, dass sich das elektronische Rezept noch nicht durchsetzt. „Digitalisierung funktioniert nur, wenn sie anwenderfreundlich für alle Seiten ist“, betonte Henrichmann, der Experte für Datenpolitik in seiner Fraktion ist.