Ärztliche Versorgung auf dem Land in Gefahr
Coesfeld. Ein seltener Anblick in der hausärztlichen Landschaft im Kreis Coesfeld. Die Ärzte Matthias Dilkaute und Florian Philipp haben sich im jungen Alter freiwillig dazu entschieden in die Hausarztpraxis an der Promenade einzusteigen. Ein Schritt, den aber nur noch wenige Mediziner gehen. „Wir müssen aufpassen, dass der Engpass der Ärzte auf dem Land nicht noch größer wird“, so Henrichmann im Gespräch mit ihnen.
Die Ärzte auf dem Land stehen oft vor großen Herausforderungen. Zum Beispiel sei es nicht so einfach möglich, einen Kassenarztsitz zu beantragen. Die bürokratischen Hürden seien vielen zu hoch, schildern die Ärzte. Und die Krankenkassen würden nur den „Ist-Zustand“ betrachten. Dadurch gäbe es augenscheinlich noch genug Hausärzte im Kreis Coesfeld, faktisch gehen aber in wenigen Jahren viele von ihnen in Rente.
„Wo liegt da die Zukunftsperspektive für junge Ärzte? Es ist wichtig Anreize für sie zu schaffen. Zum Beispiel durch finanzielle Förderprogramme, die für Unterstützung bei Praxisübernahmen oder Neugründungen helfen“, so Henrichmann. Denkbar seien auch mehr Förderungen für Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach der Ausbildung in unterversorgten ländlichen Regionen zu arbeiten.
Ein weiterer Knackpunkt: Die Krankenkassen. Die Ärzte beklagen, dass sie zu viel Zeit und Mühe darauf verwenden müssen, Anfragen der Krankenkassen zu beantworten. Zudem sehen sie sich der permanenten Gefahr von Regressen ausgesetzt. Heißt: Wenn die Ärzte zum Beispiel zu oft Physiotherapie verschrieben haben, müssen sie die überschrittene Menge vom eigenen Konto bezahlen. Um die Regressansprüche unter Umständen noch abzuwenden, müssen sie viel Zeit in Begründungen, Nachweis von Belegen und Rechtfertigungen investieren. Das sei gerade für Jungmediziner nicht gerade sehr attraktiv.
„Ein fairer Wettbewerb unter den Krankenkassen ist wichtig, um die Qualität in der Gesundheitsversorgung zu sichern. Aber das muss unter klaren Regeln stattfinden. Hier muss man über eine Regulierung nachdenken. Die Krankenkassen müssen ihre Aufgaben im Sinne der Patienten erfüllen, dürfen aber nicht dafür sorgen, dass Ärzte und Apotheken ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachgehen können“, betont Henrichmann. Der Frust in diesen wichtigen medizinischen Versorgungen dürfe nicht noch größer werden.