Brandbrief zum Apotheken-Reformgesetz
Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister, sehr geehrter Herr Lauterbach,
kein gesundheitspolitisches Thema bewegt die Menschen derzeit wie das geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Mit größter Besorgnis nehmen wir, Bundestagsabgeordneter Marc Henrichmann und Bürgermeister Carsten Hövekamp, die Entwicklungen und Pläne im Zusammenhang mit dem Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) zur Kenntnis. Der aktuelle Entwurf aus Ihrem Haus birgt, wie bereits von vielen Seiten kritisiert, erhebliche Risiken für die Gesundheitsversorgung in unseren Kommunen. Die Menschen sind verunsichert, Apothekerinnen und Apotheker frustriert. Gewachsene Strukturen, gerade in ländlichen Gebieten wie dem Münsterland, werden in Frage gestellt.
Die Apotheken vor Ort sind ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger. Sie bieten weit mehr als die reine Abgabe von Medikamenten: Sie sind ein vertrauensvoller Ansprechpartner für Gesundheitsfragen, sie überbrücken Versorgungsengpässe und tragen wesentlich zur Arzneimittelsicherheit bei. Dass der Anteil der Apothekenausgaben an den Gesamtausgaben im Gesundheitswesen lediglich 1,1 Prozent beträgt, unterstreicht ihre kosteneffiziente und dennoch qualitativ hochwertige Leistung.
Leider lässt der aktuelle Entwurf des ApoRG all diese wichtigen Aspekte außer Acht. Wie aus dem kürzlich veröffentlichten Referentenentwurf hervorgeht, sind Leistungskürzungen geplant, die das bewährte System der wohnortnahen Versorgung durch Apotheken erheblich schwächen würden. Besonders kritisch sehen wir die geplante Möglichkeit, Medikamente ohne die Aufsicht von Apothekern abgeben zu lassen. Diese Maßnahme stellt nicht nur eine Abwertung der Apothekertätigkeit dar, sondern gefährdet auch die Patientensicherheit. Wir können nicht zulassen, dass das große Vertrauen der Bürger in ihre Apotheke vor Ort durch Reformideen aus Ihrem Haus schwindet.
Darüber hinaus mangelt es dem Entwurf an einer angemessenen Honorierung und Unterstützung für die Apotheken, die trotz chronischer Unterfinanzierung unermüdlich ihren Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten. Es darf nicht übersehen werden, dass Apotheken selbst in Zeiten von Lieferengpässen und unter erschwerten Bedingungen eine verlässliche Säule des Gesundheitssystems darstellen. Allein durch gute Beratung werden – wie wir aus unzähligen Gesprächen vor Ort wissen – schädliche Wechselwirkungen oder gar kostenintensive Krankenhausaufenthalte vermieden. DAS spart dem Gesundheitswesen wirklich Geld!
Anstatt die teils überbordende und teure Verwaltungsstruktur im Gesundheitswesen als großer Kostentreiber in den Blick zu nehmen, sollen nun die so nah am Menschen arbeitenden Apothekerinnen und Apotheker den Preis bezahlen? Wir halten das nicht nur für fachlich falsch, sondern auch den Menschen und den Apothekerinnen und Apothekern gegenüber für zutiefst ungerecht!
Wir appellieren eindringlich an Sie, die Bedenken und Einwände der Apothekerschaft sowie der betroffenen Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und den Gesetzentwurf grundlegend zu überarbeiten. Wir benötigen starke Apotheken mit ihrem unverzichtbaren Beratungs- und Versorgungsangebot – selbstverständlich auch im ländlichen Raum!
Sehr geehrter Herr Bundesminister, wir fordern Sie auf, die Bedeutung der Apotheken vor Ort anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, die deren Fortbestand sichern und die Gesundheitsversorgung in unseren Gemeinden stärken. Hören Sie auf die Betroffenen, hören Sie auf die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort und lassen Sie uns gemeinsam an einer Reform „nah am Menschen“ arbeiten, die dem Gesundheitswesen in Deutschland und den Patientinnen und Patienten wirklich zugutekommt.
Mit freundlichen Grüßen,
Marc Henrichmann, MdB Carsten Hövekamp, Bürgermeister der Stadt Dülmen