Coesfeld: Politische Bildung für Menschen mit Behinderung
Coesfeld. „Leben und Lernen unter einem Dach“, so lautet der Leitgedanke der Kolping-Bildungsstätte in Coesfeld. Seit diesem Jahr gilt dies noch stärker für Menschen mit Behinderung.
Svenja Hoffmann übernahm den neuen Fachbereich Inklusion und setzt Akzente in der politischen Bildung. Das freut besonders den Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann, der die Einrichtung jetzt zusammen mit seinem Landtagskollegen Wilhelm Korth besucht hat. „Wir brauchen mehr Angebote, die unterschiedliche Gruppen miteinander ins Gespräch bringen“, erklärte der CDU-Politiker und kritisierte gleichzeitig Kürzungspläne der Ampel bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Das Land NRW fördert das Projekt „Mitwirkung und Wirkung“ und unterstützt damit die Seminare und Veranstaltungen, die sich an Menschen mit und ohne Behinderung wenden. Das Team um Svenja Hoffmann ist inklusiv, zwei Meister im Hip-Hop mit Down Syndrom leiten sogar selbst ein Seminar. Die Fachbereichsleiterin stellt aber auch fest, dass sich Menschen mit Behinderung für Politik interessieren. Deshalb lädt sie gerne Politiker zu Seminaren ein, „die müssen sich dann in leichter Sprache üben“, berichtete sie.
Der pädagogischen Leiterin Petra van Husen liegt viel daran, dass in den Angeboten der Heimvolkshochschule der Kolping-Bildungsstätte Menschen mit unterschiedlichster Bildung und verschiedensten Hintergründen zusammenzubringen. Ein Ansatz, den sich Henrichmann auch von der Bundeszentrale für politische Bildung wünscht. Als stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender sieht er hier zu viele Angebote, die sich auf eine einzige Zielgruppe konzentrieren – die ohnehin schon politisch interessiert ist. Die Angebote auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen, hält er deshalb für richtig. „Die Kürzungen der Bundesinnenministerin mit dem Rasenmäher sind aber das falsche Signal“, sorgte er sich um den „gesellschaftlichen Kitt“.
Die Kolping-Bildungsstätte ist zudem von einer anderen Kürzung des Bundes betroffen: Durch sie könnte jede vierte Stelle für Freiwilligendienste wegfallen. „Es wird ohnehin schwieriger, Stellen zu besetzen“, berichtete Geschäftsführer Benedikt Lücken-Vollmer über den zunehmenden Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Gerade das Freiwillige Soziale Jahr habe dafür gesorgt, dass junge Menschen zum Beispiel im sozialen Bereich „hängen geblieben“ sind. „Hier wird an der falschen Stelle gespart“, zeigte er sich einig mit den beiden Parlamentariern.