Billerbeck: Bioenergie-Branche kommt mit blauem Auge davon
Billerbeck. Buchstäblich in letzter Sekunde ist das drohende Aus für viele Biogasanlagen abgewendet worden: Die Bundesregierung hat ihre Pläne, vermeintliche Übergewinne der Branche abzuschöpfen, in der letzten Sitzungswoche des Bundestags noch gestoppt. „Unser Druck aus der Opposition und die überzeugenden Argumente der Branche haben dazu beigetragen“, erklärte der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann bei einem Besuch der Bioenergie Beerlage in Billerbeck. „Für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung müssen wir das Angebot erhöhen und nicht weiter deckeln, wie es die Ampel tut“, unterstrich der CDU-Politiker.
Dass viele Anlagen mit der vorgesehenen Erlösabschöpfung nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen wären, daran ließen die vier Gesellschafter der Bioenergie Beerlage keinen Zweifel. „Erlöse sind nicht gleich Gewinne“, betonte Geschäftsführer Heinz-Josef Thiemann. So seien die Kosten erheblich gestiegen. Bei aller Erleichterung darüber, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, wünschten sich die Betreiber, aber auch die Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, klare Aussagen seitens der Politik: Welche Rolle soll Bioenergie künftig spielen? „Wir brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit“, erklärte Mit-Gesellschafter Theo Schulze Wierling.
Henrichmann und sein Landtagskollege Wilhelm Korth sahen in der Energieerzeugung eine wichtige Perspektive für die Landwirtschaft. „Wir wollen dezentral erzeugte Energie“, betonte Henrichmann. „Was wir gelernt haben in den vergangenen Monaten: Wir müssen raus aus den Abhängigkeiten bei der Versorgung.“ Dass ein Drittel des Stromes durch Kohle erzeugt werde statt mehr auf saubere Energie zu setzen, sei aus seiner Sicht unverständlich – zumal Biomasse auch dann Energie liefert, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint.
Den Beitrag, den Bioenergie Beerlage für den Energiemix leisten kann, verdeutlichte Inga Thiemann: Seit 2001 erzeugt das Unternehmen aus nachwachsenden Rohstoffen sowie Gülle und Mist Strom und Wärme. Sechs Blockheizkraftwerke mit einer installierten Leistung von 2,9 Megawatt können etwa 20 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren – was rechnerisch für 6500 Haushalte reicht. Zudem werden Gärtnereien, Wohnhäuser und landwirtschaftliche Betriebe mit Wärme versorgt. Für die Zukunft gibt es Überlegungen, das Biogas auf Erdgasqualität aufzubereiten, erfuhren die Politiker zum Abschluss.