Arbeitsagentur Coesfeld: Eine Brücke zu mehr Qualifikation bauen
Kreis Coesfeld. Von Gelsenkirchen wechselte Frank Thiemann im Mai nach Coesfeld auf den Posten des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Zwischen beiden Regionen liegen, was den Arbeitsmarkt angeht, einerseits Welten. Doch Thiemann berichtete andererseits dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann auch von Gemeinsamkeiten, gerade was Langzeitarbeitslose und Menschen mit geringer Qualifikation betrifft. Für Henrichmann ist deshalb wichtig, Menschen im Niedriglohnbereich zu unterstützen. „Wir müssen ihnen eine Brücke zu mehr Qualifikation bauen“, betonte der CDU-Politiker.
Die insgesamt höheren Arbeitslosenzahlen in Gelsenkirchen täuschten darüber hinweg, dass tatsächlich kaum mehr Menschen Arbeitslosengeld I beziehen als im Kreis Coesfeld, berichtete Thiemann. „80 Prozent der Betroffenen in Gelsenkirchen bekommen allerdings Arbeitslosengeld II“, erklärte er. Sie sind häufig schon mehrere Jahre ohne Beschäftigung. Umgekehrt haben auch 60 Prozent der gemeldeten Arbeitslosen im Kreis Coesfeld keinen Berufsabschluss oder sind zu lange aus ihrem erlernten Beruf heraus. „Drei Viertel der Unternehmen suchen aber Fachkräfte.“ Fehlende Qualifikation erschwert deshalb die Vermittlung.
Die Vorgänger-Bundesregierung hatte aus diesem Grund das Qualifizierungschancengesetz und das Teilhabechancengesetz auf den Weg gebracht. Darin sah Thiemann „eine wichtige Möglichkeit“. Die müsse aber auch genutzt werden. Henrichmann unterstützte Anreize, um eine Weiterbildung finanziell attraktiver zu machen als das Verharren in einer Hilfstätigkeit. Wichtig sei es, die vorübergehende Einkommensdelle während einer Qualifizierung auszugleichen
Deutlich machte Thiemann, dass die Agentur für Arbeit nicht nur Arbeitslose betreut. „Wir haben eine eigene Organisationseinheit, die Beschäftigte berät, die zum Beispiel einen Berufsabschluss nachholen oder sich weiterbilden wollen, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten“, erklärte er. Gern möchte er dieses Angebot noch präsenter machen. Auch Arbeitgebern erleichtere es die Agentur, ihre Beschäftigten für eine Qualifizierung abzustellen, berichtete Geschäftsführer Rolf Heiber. Dazu bekämen sie zum Beispiel Ausfallzeiten ihrer Beschäftigten, die sich qualifizierten, erstattet. Unter anderem auf diesem Wege wolle die Agentur für Arbeit Coesfeld ihren Beitrag dazu leisten, den Kreis Coesfeld zur „Weiterbildungsregion“ zu machen – einen Ansatz, den der Parlamentarier unterstützt.