Gewalt gegen öffentlichen Dienst nimmt zu
Kreis Coesfeld / Münster. Ob Polizisten, Rettungskräfte oder Beschäftigte in Verwaltungen: Viele von ihnen haben schon Beleidigungen, Bedrohungen oder körperliche Gewalt erlebt.
Die NRW-Initiative #sicherimDienst engagiert sich in der Prävention, gibt konkrete Tipps und unterstützt bei der Nachsorge von Übergriffen. Darüber informierte sich der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann bei Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf und Andre Niewöhner, Leiter Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz in Coesfeld. Der Initiative haben sich über 600 Behörden, Organisationen und Verbände des öffentlichen Dienstes angeschlossen. „Der Ton ist rauer geworden“, stellte der CDU-Innenpolitiker einen weit verbreiteten Rückgang an Respekt fest.
Einen Grund für die Zunahme der Gewalt sieht Alexandra Dorndorf in einem gesamtgesellschaftlichen Problem: „Wir alle müssen uns im respektvollen Miteinander, in gegenseitiger Gelassenheit und Rücksichtnahme wieder mehr üben.“ Der Staat müsse im Gegenzug das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. „Was nicht geht, ist, dass Vertreter des Staates mit Gewalt angegangen werden.“ Zwar ist die Polizei federführend bei der Kampagne, „doch die Schwerpunkte verschieben sich“, erklärte Niewöhner. Mit Drohungen, körperlichen Angriffen oder Pöbeleien hätten verstärkt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Behörden zu tun.
Um ihnen zu helfen, hat #sicherimDienst unter anderem einen Präventionsleitfaden und eine Taschenkarte mit Tipps für Mandatsträger entwickelt. Auch tauscht sich die Initiative im Netzwerk regelmäßig über „Good Practice“ und positive Erfahrungen aus. Diese hat die Stadt Wuppertal zum Beispiel mit einem „blauen Brief“ an Bürgerinnen und Bürger gesammelt, die in einer Amtsstube unangenehm aufgefallen sind. Die Einsicht ist überraschend groß: „Viele entschuldigen sich, schicken sogar einen Blumenstrauß oder erklären sich“, berichtete Niewöhner.
„Probleme klar ansprechen“, ist für Henrichmann ein Rezept gegen Vertrauensverlust. Auch #sicherimDienst setzt auf den offenen Austausch. Das funktioniert auch in Lüdinghausen, wo der Bezirksbeamte der Polizei regelmäßig Schulen besucht. „Ansprechbar sein“, laute die Devise, erklärte Niewöhner. Als weiteres positives Beispiel sieht Henrichmann den Kommunalen Ordnungsdienst in Olfen, der Präsenz auf der Straße zeigt. Auf Menschen zugehen, um Vertrauen zu schaffen, das müsse auch politische Bildung. Vor dem Hintergrund sieht der Parlamentarier die Kürzungen der Bundesinnenministerin im Etat der Bundeszentrale für politische Bildung kritisch. Einig zeigten sich Polizisten und Politiker darin, dass Betroffene Gewalt oder Beleidigungen anzeigen sollten: Die Strafe sollte möglichst schnell folgen, wünschen sie sich rasche Verfahren.