Lüdinghausen: Lotsen durch den Dschungel staatlicher Leistungen
Lüdinghausen. Vor einem Jahr ist das Programm „ElternChanceN - Mit Elternbegleitung Familien stärken“ bei der Familienbildungsstätte Lüdinghausen gestartet.
Die FBS hatte vom Bund als eine von 67 Einrichtungen deutschlandweit den Zuschlag erhalten, der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann hatte zudem die Schirmherrschaft übernommen. Der CDU-Politiker informierte sich jetzt über den aktuellen Stand. „Wir erreichen mit unseren Angeboten viele Familien“, freute sich die Pädagogische Mitarbeiterin Annika Wille. Allerdings gibt es auch Ärger darüber, dass nach einem Jahr die zugesagten Fördermittel aus Berlin noch nicht geflossen sind.
Zwei Elternbegleiterinnen hat die FBS für „ElternChanceN“ eingestellt. Yana Rohn kümmert sich um Familien von der Schwangerschaft bis zum Ende der Kindergartenzeit, Stephanie Röntgen begleitet die Übergänge zur Grundschule und zur weiterführenden Schule. Sie ist auch mit dem Lastenfahrrad in der Stadt unterwegs, um Eltern auf Spielplätzen auf die vielen Angebote aufmerksam zu machen: Elterncafé, Familienfrühstück, ein Eltern-Baby-Treff oder ein Elterntreff für ukrainische Familien zählen dazu. Henrichmann zeigte sich beeindruckt über diese wichtige Lotsenarbeit, die auch Schneisen durch den Dschungel staatlicher Programme schlägt. „Viele wissen gar nicht, welche Leistungen ihnen zustehen“, berichtete Annika Wille.
Leistungen erwartet eigentlich auch die FBS, und zwar die zugesagten Fördermittel. Die sind aber noch nicht eingegangen. Einrichtungsleiter Boris Sander kann verstehen, dass genau geprüft wird, wohin Gelder gehen. „Wir sind aber ein anerkannter, zertifizierter Träger, der auch bei den beiden Vorgängerprojekten von ElternChanceN dabei war“, unterstreicht er. Unter anderem bürokratische Vorgaben, die nicht zu erfüllen seien, verhinderten aktuell die Auszahlung. „Der Aufwand für Dokumentationen ist explodiert.“ Frust, den Henrichmann nachvollziehen kann: „Wir brauchen eine Mentalität des Möglichmachens“, wünschte er sich mehr Pragmatismus.
Beunruhigt ist das Bildungsforum Coesfeld, der Träger der FBS Lüdinghausen, zudem darüber, dass der Bund die Mittel für Mehrgenerationenhäuser kürzen will. In Coesfeld und Selm ist das Bildungsforum Trägerin, in Dülmen am Mehrgenerationenhaus beteiligt. Aus Henrichmanns Sicht reiche es nicht, Projekte anzuschieben, ohne die mittelfristige Wirkung zu berücksichtigen. „Wenn sich der Bund aus der Verantwortung zieht, geht Vertrauen in die Politik verloren“, warnte er.