Prävention im Kreis Coefeld sensibilisiert für sexualisierte Gewalt
Kreis Coesfeld. „Mut tut gut“, „Nein darf sein“ und „Nicht mit mir“, so heißen unter anderem die Angebote der neuen „Fachstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt“. Der Kinderschutzbund hat mit der Fachstelle zwischen März und August 535 Kinder und Jugendliche erreicht.
Die heimischen CDU-Abgeordneten aus Bundes- und Landtag, Marc Henrichmann und Wilhelm Korth, informierten sich über die angesichts steigender Fallzahlen ebenso schwierige wie wichtige Arbeit. Die Parlamentarier sprachen mit Vertreterinnen und Vertretern des Kinderschutzbundes, der Jugendämter und der Caritas über Schutzstrategien, Gefahren aus dem Internet und warum eine überzogene Auslegung den Datenschutz zum Täterschutz macht.
Caritas-Vorstand Christian Germing kritisierte die zu kurzen Speicherfristen von IP-Verbindungsdaten. „Zu viele Hinweise auf Kindesmissbrauch im Netz gehen verloren, weil diese zu schnell gelöscht werden“, bestätigte Henrichmann. Als Fachpolitiker für Datenpolitik macht er sich in seiner Fraktion für eine längere Speicherung von Daten stark, die zum Täter führen können.
Rund 17.500 Fälle sexualisierter Gewalt wurden 2021 bundesweit gemeldet, das Dunkelfeld dürfte weitaus größer sein. Eine stärker sensibilisierte Gesellschaft und intensive Polizeiarbeit führen dazu, dass mehr Taten aufgedeckt werden. Die Kreispolizei habe gerade im Bereich der Internet-Kriminalität in den vergangenen Jahren ihre Kapazitäten deutlich aufgestockt, berichtete Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. „Wo viel gesucht wird, stößt man auch auf verdächtiges Datenmaterial. So wurden auch bei uns im Kreis Coesfeld Terabyte an kinderpornografischem Material sichergestellt“, erklärte er.
Zur Sensibilisierung trägt die vom Land NRW und den drei Jugendämtern Kreis Coesfeld, Coesfeld und Dülmen geförderte „Fachstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt“ bei. Sie spricht neben Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen auch Eltern und pädagogische Fachkräfte an. „Wir stärken Kinder und Jugendliche“, erläuterte Anna Zimmermann. Die pädagogische Fachkraft und Kriminologin gehört zum dreiköpfigen Team.
Das vermittelt auch Kontakte zu Beratungsstellen wie der „Fachstelle sexualisierte Gewalt“ der Caritas. Diese berät sowohl Betroffene als auch jugendliche Täter – wobei die Opfer Priorität genießen. Vor gut einem Jahr startete sie, 109 Anfragen verzeichnete sie seitdem. Thalia Heßmann von der Fachstelle nannte Beispiele: Eine Krisenintervention in einem Kindergarten gehörte dazu, außerdem ein Verdacht auf einen sogenannten Loverboy oder auf einen Missbrauch innerhalb einer Familie. Keine Einzelfälle: „Geschätzt dürften ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse von sexualisierter Gewalt betroffen sein“.