Havixbeck: Fachkräftemangel beschäftigt Altenhilfe und Handwerk
Havixbeck. Zwei ganz unterschiedliche Stationen besuchten Marc Henrichmann und Dietmar Panske bei ihrer Sommertour durch Havixbeck. Doch die Herausforderungen ähneln sich, erfuhren der Bundestags- und der Landtagsabgeordnete der CDU im Marienstift Droste zu Hülshoff und im Handwerksbetrieb Kleinwechter & Bröker.
Beide suchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Nur mit deutschen Fachkräften werden wir den Bedarf nicht decken“, stellte Panske fest. Um dringend benötigte Verstärkung schneller ins Land zu bekommen, forderte Henrichmann eine eigene Bundesagentur für Fachkräftezuwanderung.
Über 84 Plätze verfügt das Marienstift, eine Pflegekraft versorgt sechs bis acht Senioren. Einrichtungsleiter Tobias Vormann wünschte sich eine bessere personelle Ausstattung, auch in Hauswirtschaft und Verwaltung. „Wir tun uns zu schwer mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse“, erklärte Panske. Ein weiteres Nadelöhr seien überforderte Ausländerbehörden und Botschaften, berichtete Henrichmann: „Viele ausländische Bewerber bekommen monatelang keinen Termin für einen Visa-Antrag“. Er forderte, Asylverfahren und Fachkräftezuwanderung klar voneinander zu trennen, um Letztere solle sich eine eigenständige Agentur kümmern.
Der demografische Wandel beschäftigt die Lokalpolitik. Dirk Dirks, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands, erkundigte sich nach der Nachfrage im Marienstift. „Wir haben eine lange Warteliste, und jeden Tag klingelt das Telefon“, berichtete Vormann. Er hielt es für notwendig, dass sich die Pflegekassen stärker oder sogar vollständig an den Heimkosten beteiligten.
Gut gefüllt sind aktuell die Auftragsbücher bei Bastian Kleinwechter. Der Geschäftsführer eines Dachdecker- und Zimmerei-Betriebs mit 38 Mitarbeitern spürt aber eine zunehmende Zurückhaltung der Kundschaft. Was er auch an der Bundesregierung festmacht: „Wenn aus der Politik bei den Leuten die Botschaft ankommt, sie sollen eine Wärmepumpe kaufen, dann halten sie das Geld für eine Sanierung zurück“ – selbst wenn diese oft sinnvoller wäre.
Einig zeigten sich die Politiker darin, dass eine Ausbildung genauso zum beruflichen Erfolg führen kann wie ein Studium. Dies vermittelt Kleinwechter auch in Schulen. Das Praxiserlebnis überzeugt oft: „Wenn junge Menschen in den Betrieb kommen, sägen, schweißen und ordentlich anpacken: Dann blühen sie richtig auf“, berichtete er. Solchen Praxisbezug wünschte sich Henrichmann auch in Berlin: „Gerade in den Regierungsparteien tragen zu viele Leute Verantwortung, die weder beruflich noch im Ehrenamt außerhalb ihrer politischen Blase bewegt haben.“