Havixbeck: Schicksale der NS-Opfer nicht vergessen
Havixbeck. Luzia Santi litt schon in ihrer Kindheit unter epileptischen Anfällen. Von den Nazis wurde sie deshalb zwangssterilisiert, um „erbkranken Nachwuchs zu verhindern“, wie es im NS-Jargon hieß. Es gelang ihr, trotz des „Euthanasie-Erlasses“ zu überleben. Vergangenes Jahr starb sie im Alter von 103 Jahren im Stift Tilbeck.
Ihre und sieben weitere Lebensgeschichten von NS-Opfern aus dem Münsterland stellt die Wanderausstellung „Vergessenen begegnen“ bis 17. Februar in der Kapelle des Stiftes Tilbeck vor. Dort zeigte sich der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann bewegt von den Schicksalen von Menschen, die verfolgt wurden, weil sie anders waren oder dachten.
Den CDU-Politiker machte es betroffen, wie Menschen durch Verwaltungsakte entrechtet wurden. Sie wurden als Homosexuelle, Widerständler, Sinti und Roma oder einfach nur wegen ihres Glaubens oder ihrer Krankheit verfolgt und oft getötet. Dies wird in der Ausstellung anhand vieler Dokumente nachgezeichnet. Von einem „Zivilisationsbruch“ sprach Henrichmann beim Rundgang durch die Ausstellung mit Geschäftsführer Guido Hoffmann. Es sei erschütternd, was Menschen anderen Menschen antun könnten.
Anschließend ging es auch um aktuelle Themen. Dazu zählt der Mangel an Fachkräften. Um dem zu begegnen hat sich das Stift Tilbeck mit fünf weiteren Einrichtungen zusammengetan, um gemeinsam für Heilerziehungspfleger zu werben – „ein ungewöhnlicher Schritt“, wie Hoffmann einräumte.
Gute Kräfte gäbe es auch im Ausland. Der Geschäftsführer berichtete von einer Brasilianerin, die wegen fehlender Abschlüsse keine Pflegeausbildung antreten durfte. „Deutsche und ausländische Abschlüsse sind oft kaum vergleichbar“, kennt Henrichmann das Problem. Er wünschte sich, dass Unternehmen deshalb mehr Entscheidungsfreiheit bekommen, wen sie ausbilden oder beschäftigen. „Arbeitsvisa müssen dann schneller vergeben werden“, unterstrich er mit Blick auf zu lange Verfahren in den Botschaften. .